Das Ebro-Delta
Das Ebro-Delta befindet sich in der Provinz Katalonien in Spanien. Es umfasst eine Fläche von etwa 325 km2, wobei davon 80 km2 den eigentlichen Naturpark Delta del Ebro ausmachen. Die Delta-Ebene liegt gerade mal maximal 5 m über dem Meeresspiegel und ist neben dem Nationalpark Coto de Doñana in Andalusien eines der wichtigsten Feuchtgebiete Spaniens. Mit dem Rhone- und Po-Delta gehört es zu den grössten Europas. Das Delta entstand durch Sedimentablagerungen, die der Fluss Ebro in den letzten 2’000 Jahren herantransportierte. Heute wird 75 % der Fläche für den Reisanbau genutzt und es werden jährlich etwa 90’000 Tonnen Reis produziert. Ebenfalls wird auf der Insel la Banya aus Meerwasser Salz gewonnen.
Durch die Sumpflandschaft und die ruhigen Lagunen bietet das Ebro-Delta optimale Bedingungen für Vögel. Es wurden über 300 heimische Vogelarten gezählt, wovon 95 im Delta brüten. Das Delta wird auch rege von Zugvögeln genutzt, die entweder hier überwintern, oder einen Zwischenstopp einlegen. Im Ebro-Delta befindet sich auch die grösste Kolonie von Korallenmöwen. Im Jahr 2006 wurden über 15’000 Brutpaare gezählt.
Meine erste Reise ins Delta
Wie immer bei einer Fotoreise an einen neuen Ort, ist man herausgefordert sich gut zu informieren, damit man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet. Für mich ist dies immer die stressigste Arbeit vor einer Reise. Auf die eine Art führe ich sie gerne durch, auf die andere finde ich sie auch sehr anstrengend. Was wenn es am Morgen langsam hell wird und man merkt, dass man sich falsch informiert hat und dadurch am falschen Ort ist? Nach langer Recherche und der Konsultation von https://www.birdingplaces.eu/de haben wir uns entschieden bei Sonnenaufgang an der Lagune de la Tancada zu starten. Als wir aus dem Auto ausstiegen, wurden wir von Mücken nur so überfallen, dass wir alle Körperteile, die wir konnten, einpackten.
Leider blieb die Sonne lange hinter den Wolken versteckt und dadurch verpassten wir das beste Licht. Ebenso sahen wir zwar auf unserem Spaziergang entlang der Lagune einige Reiher, die jedoch sehr scheu waren und davon flogen, bevor wir nur annähernd in Fotodistanz waren. Im Hide angekommen, zeigte sich langsam die Sonne. Aufgrund der erhöhten Position konnte man zwar weit sehen, für gute Fotos auf Augenhöhe war das Hide jedoch nicht geeignet. Flugaufnahmen von Möwen wurden jedoch etwas einfacher, da sie nun direkt auf Augenhöhe durchflogen.


Aus dem Hide konnten wir dann, auf der anderen Seite der Lagune, die gesuchten Flamingos entdecken. Sofort machten wir uns auf den Weg. Wie erwartet, war das Licht bereits zu hart, als wir um 10.30 Uhr unsere ersten Fotos aufnahmen. Wir nahmen dennoch einige Fotos auf, damit wir wenigstens beweisen konnten, dass wir dort waren. Daraufhin entschieden wir den Tag abzubrechen und gingen etwas enttäuscht zu unserer Unterkunft zurück. Ich konnte zwar an diesem Tag viele, für mich neue, Vögel sehen und kennenlernen. Gute Fotos hat es leider keine gegeben.
Zweiter Versuch
Aufgrund des nur wenig erfolgreichen Tages entschieden wir uns am nächsten Tag unser Glück noch einmal zu versuchen. Diesmal gingen wir jedoch nicht auf den Sonnenaufgang ins Delta, sondern für den Sonnenuntergang. So erhofften wir uns den Nachmittag nutzten zu können, einen guten Ort zu finden, an dem wir bei Sonnenuntergang fotografieren konnten. Ebenso haben wir am Tag zuvor bemerkt, dass viele der Reiher sich nicht im Naturschutzgebiet aufhielten, sondern auf den frisch geernteten Reisfeldern. Deshalb fuhren wir nicht direkt zum Naturschutzgebiet, sondern erkundeten das Delta ausserhalb der Naturschutzgebiete.
Schnell entdeckten wir an den ersten Feldern einige Reiher, diese waren jedoch noch zu weit entfernt und das Licht war immer noch zu hart. Entschlossen, einen besseren Ort zu finden, fuhren wir mit dem Auto weiter. Kurz darauf entdeckten wir in einem Feld Sichler, die sich nahe an der Strasse befanden. Um sie nicht zu verscheuchen, hielten wir uns nahe am Auto auf, was jedoch leider keinen guten Winkel ergab. Was ich an den Sichler sehr faszinierend finde, ist das Farbenspiel in ihrem Federgewand.
Da der Winkel nicht optimal war, entschieden wir uns weiterzusuchen. Nicht viel später fuhren wir an einem Feld vorbei, dass frisch bearbeitet wurde, dementsprechend waren auch viele Reiher und Möwen vorhanden. Langsam schlich ich mich an und wechselte für die letzten Meter auf die Fortbewegung auf dem Bauch. Die Reiher waren sich anfangs etwas unsicher über mich, schöpften jedoch schnell vertrauen und kamen wieder näher. So entstanden einige gute Fotos des Kuhreihers. Auch landete ca. 3 m neben mir ein Eisvogel, der jedoch schnell wieder wegflog, bevor ich die Chance hatte ihn zu fotografieren.





Unterwegs fanden wir einen Seidenreiher nahe am Wasser. Wie in den unteren Bildern zu sehen ist, macht die Höhe der Kamera über dem Wasser einen grossen Unterschied. Im ersten Bild war ich auf meinen Knien und hatte so die Kamera ca. 80 cm über dem Boden. Beim zweiten Bild lag ich am Boden. Da sich der Boden einige cm über der Wasseroberfläche befand, musste ich für eine noch tiefere Perspektive die Kamera einhändig über das Wasser halten und mit der anderen auslösen. Welches der Bilder einem am besten gefällt, ist Geschmacksache. Mir gefällt die Perspektive des letzten jedoch am besten, da man einen Vogel nur selten aus dieser Perspektive betrachtet und es somit etwas Spezielles ist.



Als sich die Sonne langsam Richtung Horizont bewegte, machten wir uns erneut auf den Weg zu den Flamingos an der Lagune de la Tancada. Dort angekommen hatten wir nur noch wenig Zeit bevor die Sonne hinter den Bergen verschwand. Schnell versuchten wir eine gute Position zu finden, um die Flamingos bestmöglich abzulichten. Es war nicht einfach, da es nicht möglich war, bis ans Wasser zu gehen. Es gab nicht die imposanten Nahaufnahmen, jedoch war es beeindruckend eine so grosse Schar an Flamingos auf einem Haufen zu sehen.



Fazit
Auch wenn ich mir von diesen zwei Tagen fotografisch mehr erhofft hatte, kann ich doch überzeugt sagen, dass der Ausflug sich gelohnt hatte. Ich durfte viele neue Vogelarten kennenlernen und das erste Mal mit eigenen Augen sehen. Darunter befand sich der Sichler, den ich bisher nur auf Fotos sah und jedes Mal dachte, diese schönen Farben möchte ich live sehen. Andere Vögel wie den Flamingo, den Kuhreiher, den Kibitz oder die Kornweihe waren ebenfalls neu für mich.
